Gott spricht:

ICH WILL EUCH ZUKUNFT UND HOFFNUNG GEBEN (Jeremia 29.11-12)

 

Freundeskreis Ndolage                              Freundesbrief 2016

Dr. Frank Beier, Tiefenstr. 4, D-33824 Werther

                                                                                                                                                                                            SilkeFrankBdontospamme@gowaway.web.de

                                                                                              +49(0)5203-296971

                                                                                              Im November 2016

Liebe Freundinnen und Freunde Ndolages!

 

Im letzten Sommer haben wir mit einer kleinen Reisegruppe Ndolage besucht. Mit dabei waren das Ehepaar Kortenbusch, das in der katholischen und der evangelischen Gemeinde Werther besonders für die „Sternensinger“ aktiv ist, Doris Kaup, eine Anästhesistin aus Gütersloh, und wir, die Familie Beier.

 

Bei einem Besuch der geburtshilfliche Abteilung, sieht uns diese junge Mutter etwas verlegen an. Sie ist doch überrascht von dem Besuch aus Europa. Aber wir kommen schnell ins Gespräch, und sie zeigt uns stolz ihr 4 Tage altes Baby, das durch einen Kaiserschnitt das Licht der Welt erblickt hat. Als wir ein wenig ins Gespräch kommen, erzählt sie uns, ihre Geschichte, die ganz typisch ist:

 

Zu Hause ist sie in der 30 km entfernten Provinzhauptstadt Muleba, Dort gibt es noch kein Krankenhaus und auch der gute Ruf von Ndolage hat sie motiviert, sich auf den weiten Weg zu machen. Drei Wochen im Voraus ist sie gekommen, denn wenn erst einmal die Wehen einsetzen, ist eine Reise mit dem Kleinbus oder gar zu Fuß kaum noch möglich. Ndolage ist schließlich das einzige Krankenhaus in der von 2.500.000 Menschen bewohnten Kagera-Region im Nordwesten von Tansania, in der es eine Fachärztin für Kinderheilkunde gibt. Und auch der für die Geburtshilfe zuständige aus dem Kongo stammende Arzt, der über ein Austausch-Programm der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) gekommen ist, hat einen sehr guten Ruf.

 

Sie hat lange darüber nachgedacht, wo sie zur Entbindung hingehen kann. Sie musste schon viele schwere Erfahrungen machen. Sie hatte eine Fehlgeburt, das andere Kind ist im Alter von 4 Monaten gestorben. Eine Entbindung auf dem Dorf ist immer noch lebensgefährlich für Mutter und Kind. Viel Geld hat sie als einfache Bäuerin nicht, aber die Beschränkung des Eigenanteils der Mutter für die Entbindungskosten auf 7,- €, hat ihr die Entscheidung für Ndolage einfach gemacht.

 

Das von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Tansanias getragene Krankenhaus mit seinen 200 Betten und einem direkten Einzugsgebiet von 60.000 Einwohnern liegt auf einem Hochplateau mit weitem Blick bis auf den Viktoria-See. Während unseres Aufenthaltes dort von 2002 bis 2007 musste sich das Krankenhaus immer auch teilweise über Gebühren von Patienten finanzieren. Diese waren für viele Menschen so hoch, dass sie eine Behandlung mit der Angst vor dem finanziellen Ruin verbanden. Um diesen Zustand zu beenden, haben wir gemeinsam mit der Krankenhausleitung und der Vereinten Evangelischen Mission den Poor-Patient-Fund (PPF) aufgebaut. Von Anfang an hat unser Projekt  seinen Schwerpunkt auf Neugeborene und Kleinkinder unter 5 Jahre gesetzt, eine Gruppe, die am meisten durch todbringende Krankheiten gefährdet ist. Immer noch sterben viele Kleinkinder an einer Durchfallerkrankung oder einer  Malaria und der daraus  resultierenden Blutarmut.  Dank Ihrer Spenden ist es schon seit über 10 Jahren fest im Bewusstsein der Bevölkerung um Ndolage verankert, dass jedes schwerkranke Kind für einen kleinen Eigenbeitrag (ca. 1,30 € - 2,30 €) stationär behandelt wird. Den Rest, im Durchschnitt 32,- €, zahlt der PPF. Wenn eine ambulante Behandlung ausreicht, beträgt der Eigenanteil knapp ca. -,85 € - 1,70 €, der Anteil aus Spendengeldern 5,- €. Bedürftige Erwachsene werden nach einer Einzelfallprüfung unterstützt.

 

Nach dem täglichen Morgengebet teilt am 1.8.2016 der Chefarzt Dr. Samwel Byabato dem Personal mit, dass nun Geld da sei, um weiteren Mitarbeitenden das Gehalt für April zu zahlen

 

Da es uns in den letzten Jahren immer gelungen war, durch Spenden mehr als die hierfür benötigten 50.000,- Euro zu bekommen, konnten wir im März letzten Jahres beginnen, auch die Schwangeren und Wöchnerinnen mit in den Poor-Patients-Fund aufzunehmen. Sie zahlen bei der stationären Aufnahme umgerechnet 7,- € (ab Oktober 2016 10,- €, bei Kaiserschnitt 15,- €), einen Betrag, den sie sich gut während der Schwangerschaft ansparen können. Die restlichen Kosten von durchschnittlich 47,50- € trägt der PPF. Manche Mütter kommen schon sehr früh zur stationären Aufnahme, da sie Angst haben, in ihrem abgelegenen Heimatdorf (z.B. auf einer Insel im Viktoria-See) von den Wehen überrascht zu werden.

 

Neben den Begegnungen mit den Patienten waren besonders  all die Menschen beeindruckend, die trotz der widrigen Umstände und der Möglichkeit einer besser bezahlten Arbeitsstelle in Ndolage durchhalten, um gerade auch auf dem Lande eine vernünftige Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Beim Denken an diese Menschen kam mir sofort der Spruch des Propheten Jeremia in den Sinn, den wir dieses Mal als Überschrift für den Freundesbrief gewählt haben.

 

Als ein Beispiel nun ein kurzer Bericht von Doris Kaup:

 

„Dieser Mann heißt Clavery Isaya, genannt Chiko. Ich habe ihn kennengelernt, als ich mit Familie Beier das Krankenhaus besuchte, um zu erfahren, ob meine Mitarbeit gebraucht werden könnte..

Chiko macht die Arbeit in Ndolage, die ich in Deutschland mache – er macht Narkosen. Und das macht er sehr gut – bei allen Einschränkungen, die die aktuelle Situation des Krankenhauses im Moment erfordert. Alte Geräte, unvollständige Überwachungsmöglichkeiten während der Narkose, instabile Sauerstoffversorgung, alte Narkosemittel mit Nebenwirkungen, fehlende Medikamente, ……

 

Und auch seine persönlichen Voraussetzungen sind Andere als Meine: Er ist nicht als Arzt ausgebildet, sondern als „Anästhesietechniker“, eine Schmalspurausbildung zur Durchführung von Narkosen. Das umfassende Wissen eines Arztes hat er nicht. Fortbildung gibt es nicht, Bücher oder Fachzeitschriften sind nicht vorhanden.

 

Auch seine familiäre und finanzielle Situation nimmt ihn in Anspruch. Alleine mit seinem Gehalt kann er seine Familie mit vier Kindern nicht ernähren. Er muss auch seinen „Schrebergarten“=Shamba bewirtschaften, um genug zu essen zu haben. Sein Haus hat eine Grundausstattung, aber viele Dinge, die das Leben einfacher machen, fehlen noch. Aktuell ist er dabei, die bereits gebaute Zisterne an das Dach anzuschließen, um genug Wasser zu haben. Im Moment holt es seine Frau in Kanistern aus einem See. Für “Hobbys“ hat er keine Zeit, kein Geld und auch keine Möglichkeiten im erreichbaren Umfeld. Umso wichtiger ist die Gemeinschaft – Familie, Nachbarn, das Dorf. Gegenseitige Hilfe, Interesse aneinander, gemeinsam lachen und feiern werden gelebt.

 

Das ist Chikos Hintergrund. Trotz schwierigem Alltag ist er zuverlässig und engagiert bei seiner Arbeit im Krankenhaus. Dafür achte ich ihn sehr.“

 

Wie schwierig die Lage für die Mitarbeitenden des Krankenhauses ist, wurde uns klar, als am 1. August nach dem Morgengebet der Chefarzt alle bat, noch etwas zu bleiben. Es ging wieder einmal um die wirtschaftliche Lage des Krankenhauses. Neben einem Bericht über die erfreuliche Lobbyarbeit der Kirchenleitung für mehr staatliche Unterstützung der Krankenhäuser wurde auch verkündet, dass nun für einen Teil der Mitarbeitenden die Aprilgehälter gezahlt werden können. Wir haben immer wieder erlebt, wie dringend eigentlich das Geld gebraucht wurde, besonders wenn es um die Ausbildung der Kinder ging. Noch dramatischer wurde die Lage, als es am 10.September zu einem Erdbeben in der 50 km entfernten Provinzhauptstadt Bukoba kam. In Ndolage gab es keine nennenswerten Schäden, aber fast alle haben Angehörige, deren Häuser zerstört sind.

Sitzung des Komitees vom Poor-Patient-Fund am 21.7.2016. Links neben mir die Koordinatorin Witness Lubenge, rechts der Hospitals-Verwalter Amani Nteboya.

 

Gerade in dieser Situation verdient es großen Respekt, dass die Krankenhausleitung sich entschlossen hat, auch das Schwangerenprogramm durchzuhalten, obwohl die Finanzierung noch lange nicht gesichert ist und somit letztendlich die Mitarbeitenden mit ihren Gehältern dafür gerades stehen. Lediglich eine leichte Erhöhung der Gebühren im Rahmen eines Inflationsausgleiches wurde beschlossen.  Doris Kaup und ich konnten diese Problematik auf einer Sitzung des Komitees des PPF am 21.Juli selbst miterleben. Mehr als die Zusage, uns auch weiterhin um Unterstützung zu bemühen, konnten wir nicht dalassen.

 

Insgesamt konnten wir im letzten Jahr so 4830 Menschen eine Behandlung ermöglichen. Der Anteil der schwerkranken Kinder, die stationär behandelt werden mussten, ist von 2102 auf 1407 zurückgegangen, was besonders an den Erfolgen der Malaria-Bekämpfung liegt und auch daran, dass nun die Kinder in einem früheren Stadium der Erkrankung gebracht werden. Es wurden 2457 Kinder ambulant und 152 weitere Kranke behandelt. 814 Mütter konnten Dank Ihrer Unterstützung im Krankenhaus entbinden.

 

Im letzten Jahr sind leider die Spenden für den Poor-Patients-Fund zurückgegangen. Insgesamt gingen im letzten Jahr auf dem Spendenkonto der VEM 46.311,01 ein, von denen 7.250,36 eine Spende des Kirchenkreises Bonn waren, die speziell zur Gesundheitsversorgung im Bonner Partnerkirchenkreis verwendet werden. Somit bleiben 39.060,65. Hinzu kommen 6.335,53, die die Kinder in Werther als ökumenische „Sternensinger“ ersungen haben und die vom „Kindermissionswerk“ auf 7.000,- „aufgerundet“ wurden. (Ndolage ist übrigens offizielles Projekt bei den „Sternensingern“, für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung.) Dieses Jahr haben die „Sternensinger“ ihr beachtliches Ergebnis noch einmal gesteigert: Es wurden 6.699.55 gespendet, die auf 7.500,- „aufgerundet“ wurden. Die Spenden auf dem VEM-Konto sind dieses Jahr wieder deutlich höher als letztes Jahr. Bis zum 30.9. wurden bereits 34.641,60 gespendet, hinzu kommen noch 8.000,- aus dem ev. Kirchenkreis Bonn, 10.000,- von den Mitarbeitenden des Ev. Johannisstiftes in Paderborn und 5.000,- aus einem Erbe.

 

Es ist schön, wenn nur noch die für die Anlage der Infusion abrasierten Haare an die lebensgefährliche Durchfallerkrankung erinnern.

 

Schön ist es, dass schon so manches Projekt für das nächste Jahr geplant ist. So hat die ev. Kirchengemeinde Euskirchen beschlossen, in der Passionszeit 2017 ganz gezielt für Ndolage zu sammeln. Schön ist auch, dass sich nun eine kleine Gruppe von Menschen gefunden hat, die alle persönlich Ndolage kennen und die nun gemeinsam die Unterstützung voranbringen will. Neben den Teilnehmenden an der oben erwähnten Reisegruppe gehören noch Wiebke Brade aus Minden (war vor 8 Jahren nach dem Abitur mit der VEM ein Jahr in Ndolage) und Julija und Stefan Cink aus Paderborn, deren längste Station auf ihrer Hochzeitsreise vor 7 Jahren Ndolage war. Unser Ziel für die nächste Zeit ist ein weiterer Ausbau des Projektes, so dass wir neben der Versorgung der kleinen Kinder auch die Versorgung der Schwangeren auf Dauer sicherstellen können. Hierfür brauchen wir trotz der oben wiedergegebenen beachtlichen Spenden dringend weitere Unterstützung.

 

Von der Struktur her ist es uns wichtig, dass das Projekt unter dem Dach der VEM arbeitet. Bei der VEM sind unter anderem die ev. Landeskirchen des Rheinlandes und von Westfalen genauso entscheidungsbefugte Mitglieder wie die Nordwest-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Tansania. Auch die Entscheidungsträger stammen aus den verschiedenen Mitgliedskirchen. Somit ist eine gute Einbindung in die vorhandenen Strukturen gegeben, und die Unterstützung durch die professionelle Spendenbuchhaltung macht unsere Arbeit in dieser Art erst möglich.          

 

Auch im Namen aller in Ndolage bedanke ich mich für die großzügige Unterstützung und wünsche Ihnen eine gesegnete Adventszeit!

 

Dr. Frank Beier

 

 

 

Spendenkonto: Vereinte Ev. Mission, KD-Bank, BLZ 350 601 90, Konto-Nr.: 90 90 90 8, (SWIFT/BIC: GENO DE D1 DKD,  IBAN:  DE45 3506 0190 0009 0909 08) Verwendungszweck: Kennwort Ndolage-PPF und komplette Adresse für die Spendenbescheinigung (Wenn die Adresse nicht unter „Verwendungszweck“ steht, wird sie nicht übermittelt!) PS: Daueraufträge geben uns eine größere Planungssicherheit. Sollte eine ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder nicht möglich sein, werden sie von der VEM für ähnliche Projekte verwendet.

Kontakte: Krankenhauszentrale: elctndolagedontospamme@gowaway.yahoo.com

Koordinatorin PPF, Frau Witness Lwamulege: elctnwdppfdontospamme@gowaway.yahoo.com

Chefarzt Ndolage: Dr. Samwel Byabato: smbyabatodontospamme@gowaway.yahoo.com

Dr. Frank Beier: SilkeFrankBdontospamme@gowaway.web.de , Tiefenstr. 4, D-33824 Werther, Tel. 05203-296971

Informationen zur Vereinten Evangelischen Mission: www.vemission.org

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